Spirituelle Meta-Programme

26. Feb. 2024

Spirituelle Meta-Programme

Den Begriff der Meta-Programme habe ich in einer meiner NLP-Ausbildungen erstmals bewusst wahrgenommen und eingeordnet.

Was sind Meta-Programme und wie entstehen sie?

Der Grundbegriff der „Programme“ bezeichnet hier den Umstand, dass wir nicht willkürlich reagieren, sondern auf gewisse Arten und Weisen. Diese sind – je nach Mensch, Kontexten, persönlicher Entwicklung – in frühen Lebensjahren konditioniert, dann erlernt durch Nachmachen, und ab dem jungen Erwachsenenalter häufig durch eigene Exploration erlernt, angepasst, optimiert, etc. Sie verändern und unterscheiden sich zudem nach weiteren Kriterien im Kontext der persönlichen Entwicklung (z.B. Typabhängigkeit).

Hier lässt sich die Lerntheorie nach Gregory Bateson anwenden, um über Ordnungsprinzipien des Lernens Rückschlüsse auf Meta-Programme schließen zu können.

Das vorangestellte Bestimmungswort „Meta“ zielt darauf ab, dass ein Programm nicht in direkter Form bzw. Klartext abläuft, sondern auf einer anderen (höheren) Meta-Ebene. Ein Beispiel dafür ist das Meta-Programm „Hin zu – Weg von“. Menschen vermeiden üblicherweise Schmerzen (weg von) und orientieren sich an Lust, Freude oder Gewinn (hin zu).

Abermals später im Leben stehen für mein Verständnis weiterhin verschiedene Lernformen für Meta-Programme zur Verfügung: Freilich kann ich etwa durch traumatische Ereigbnisse sogar radikal neue/veränderte Verhaltensprogramme etablieren (Lernen 0. Ordnung – Drill & Konditionierung – siehe auch Pawlow).

Beobachtung und Beispiele für Meta-Programme

Anhand unserer Handlungen und Reaktionen lässt sich viel erkennen und  Meta-Programme lassen sich unterstellen (wenn gleich nicht mit Sicherheit bestimmen).

Meta-Programme sind immer polar aufgebaut, wobei keiner der Pole als Verhaltensweisen grundsätzlich gut oder schlecht sind. Es kommt auf Kontext, Situation, Absicht, Bewusstheit, und sicher noch weitere Faktoren an.

Einige Beispiele für Meta-Programme inklusive ebenfalls beispielhafter Verhaltensmöglichkeiten bzw. Erklärungen:

  • Internal/external: Bin ich eher ausgehend von mir, meinen Gedanken, Gefühlen und Erleben orientiert? Oder sind Handlungen, Denken und Fühlen anderer für mich treibend? Gehe ich zuerst eher in mich, oder spreche ich mit jemandem?
  • Proaktiv/reaktiv: Nehme ich das Heft gern selbst früh in die Hand, oder warte ich auf Umstände, Notwendigkeiten und vielleicht so etwas wie größere Klarheit? Ein proaktiver Autofahrer könnte bei Ampeln veranlasst sein, beim Wechsel von Grün auf Gelb Gas zu geben. Es könnte sich auch schlicht um eine Ausprägung von (Un-)Geduld handeln.
  • Übersicht/Detail: Brauche ich Struktur durch ein Big Picture, einen Plan, das Große Ganze, oder die auf das Wesentliche reduzierte Ansicht eines Modells? Oder schaue ich lieber genau, wie etwas funktioniert, wie die Dinge im Kleinen genau funktionieren, und wo vielleicht eine bestimmte Stellschraube liegt, an der zu drehen ist?

Es gibt je nach Quelle und Sichtweise ca. 12 Möglichkeiten, bei sehr vielen Menschen beobachtbares Verhalten in Meta-Programmen zu beschreiben. Für wertvoll erachte ich die generelle Auseinandersetzung damit, in Bezug auf mich und auch auf andere. Damit trainiere ich Unterschiedsbeobachtung in menschlichem Verhalten auf bewusste Weise, was mir Erkenntnis, Verständnis, und Optionen für persönliche Veränderungspotenziale bietet.

Wie verändern sich bzw. verändern wir Meta-Programme?

Typischerweise erfolgen Veränderungen und Anpassungen bei unseren Meta-Programmen mit fortschreitender Entwicklung, Selbsterkenntnis, Reflexionsfähigkeit, u.s.w., sowie zunehmend auch auf höheren Lernebenen: Ich passe Verhaltensweisen beispielsweise graduell immer wieder bewusst an – ich beobachte mich beim Durchführen der „alten“ Verhaltensweise, bis ich andere etabliert habe. Vielleicht spiele ich mit der gegensätzlichen Verhaltensweise eines bei mir gut bekannten Meta-Programmes. Und vielleicht erlebe und definiere ich für mich über die wachsende Bewusstheit auch stimmige, neue Meta-Programme.

Spirituelle Anwendung von Meta-Programmen

Über den Punkt der bewussten Wahrnehmung gerate ich einerseits an den Punkt, ab dem immer mehrere Meta-Programme gleichzeitig (bei mir oder anderen) zu beobachten sind. Das ist immer der Fall, denn wir können nicht anders, als uns mit allen Facetten permanent selbst zu leben und zu zeigen.

Daraus ergibt sich für mich andererseits auch eine spirituelle Sichtweise auf Meta-Programme, die beim Tippen dieser Zeilen für mich vielfach fraktal aufgeht.

  • Wie lassen sich bekannte Meta-Programme spirituell gesehen anders interpretieren und anders erleben? Subtile oder kausale Bewusstseinszustände verleihen der beobachtbaren Handlung plötzlich einen enormen Deutungs- und Erlebensschub. Was macht ein „Hin zu“ für eine Person mit jahrzehntelanger Meditationserfahrung in höheren Bewusstseinszuständen? Auch ein Alltagszustand wie z.B. Flow zählt hier für mich hinzu.
  • In welcher Form der Ordnung bzw. Schachtelung beobachte ich meine Meta Programm-Routinen? Welches tritt zuerst ein, welches später? Welches Meta-Programm geht in einem anderen auf? Welche Gruppierungen erlebe ich, so dass ich eine Meta-Ebene der Meta-Programme erzeuge?
  • Was ist die Bedeutungserzeugung der in Inszenierung und häufigen Wiederholung beobachtbarer Meta-Programme, die zu veränderten Gefühlen, Gedanken, Wahrnehmungen führen (oder explizit nicht), und damit wiederum Meta-Prozesse auslösen? Entsteht dabei eine Form der Emergenz?
  • An welchem Punkt hebt sich ein Meta-Programm selbst bzw. heben sich die polaren Handlungsweisen auf?

Auslöser für diesen Beitrag war ursprünglich die folgende Frage:

Welche spirituellen Sichtweisen, Philosophien, Ordnungen o.ä. lassen sich aus dem Erleben als spirituelle Varianten von Meta-Programmen beschreiben?

Ausgehend von der integralen Philosophie und des AQAL-Modells von Ken Wilber (Quadranten, Levels, Linien, Zustände und Typen) ergeben sich beispielsweise folgende spirituellen Meta-Programme als Spielart von Polaritätenarbeit:

  • Als holonische Eigenschaften Kommunion und Agenz (Streben nach Verbindung und Vereinigung versus Individualisierung und Trennung),
  • sowie Eros und Agape (Wachstum/Transzendieren vs. Integration)
  • und in Quadranten gedacht Innen vs. Außen (und was ist was?) sowie Ich vs. Wir
  • Grobstofflich vs. feinstofflich
  • Weiblich vs. männlich
  • Fraktal vs. total
  • Licht vs. Schatten
  • Authentisch vs. projiziert (auch als Introjekt)
  • Vereinigt (all-eins) vs. getrennt

 

 

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